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Fotowettbewerb 2006


Beeindruckendes gesehen und Bemerkenswertes gezeigt.


Anlässlich der FIfF-Jahrestagung 2006 hatten wir einen Foto-Wettbewerb ausgeschrieben. Der Appell „Dank Informatik? - Alles zeigen!“ sollte eine Herausforderung für alle sein, die sich Gedanken über die Auswirkungen der Informatik machen und sich der Frage stellen wollen, ob und wie sich auch die bedenklichen Errungenschaften und ihre Folgen in einem Bild einfangen und darstellen lassen. Als Wettbewerbsbeiträge haben wir uns digitale Fotografien gewünscht - und bekommen:

Bis zum 16. Oktober 2006 sind beim FIfF 110 Beiträge von 19 Teilnehmerinnen und 28 Teilnehmern eingetroffen.

Sie kamen aus Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, aus dem Saarland, aus Sachsen und aus Thüringen, aus dem Ausland sind Einsendungen aus den Niederlanden, aus der Schweiz und aus der Tschechischen Republik eingegangen.

Informatisch Bemerkenswertes wurde vor der eigenen Haustür entdeckt. So z.B. „Platinen unter Platanen“ in Berlin-Kreuzberg, oder die Dokumentation der technischen Randbedingungen während der Fußball-WM-Achtelfinalpaarung Brasilien gegen Ghana im Dortmunder Westfalenstadion, die zeigen, was die globale Wahrnehmung des lokalen Geschehens erst möglich macht – mit einer überraschenden Ästhetik.

Das Foto mit dem am weitesten entfernten Motiv wurde laut Auskunft des Teilnehmers in Kambodscha aufgenommen – ein Versuch, die „totale Informatisierung der Weltgesellschaft unter den Bedingungen der ökonomischen Globalisierung“ zum Thema zu machen und die daraus resultierenden Widersprüche zu zeigen:

„Auf dem Foto nun stehen sich nicht nur zwei gänzlich unterschiedliche Kulturen gegenüber, repräsentiert von dem jungen buddhistischen Mönch Leang und einem recht bekannten Produkt des reichsten Mannes der Welt. Vielmehr erreicht auf diesem Foto ein westliches Kulturprodukt den Mönch in seinem kambodschanischen Alltag, beeinflußt sein Denken und Handeln, schafft neue Realitätsauffassungen, neue Ideale und neue Anforderung an einen sich verändernden lokalen Lebensalltag. Durch solche von internationalen (Medien-)Konzernen initiierte ’Begegnungen’, die in den Entwicklungsländern längst Normalität geworden sind, entsteht so zwar keine uniforme Weltkultur, die weltweite Diversität menschlicher Werte, Stile und Praktiken aber gerät in diesem Prozess zunehmend in die Abhängigkeit einer Kultur des globalen Kapitalismus. Dank Informatik.“ (Jan Boenkost)

Die verschiedenen Ausdrucksformen, in die die Antworten auf unseren Wettbewerb verpackt wurden, haben uns überrascht und beeindruckt. Oft wurden die Einsendungen begleitet durch Texte, die Auskunft über den Entstehungsprozess des Bildes, den Ursprung der Idee oder den persönlichen Bezug zu kritischen Aspekten der Informatik gaben: Kommentare, Essays, selbst ein Gedicht.

Unsere Preisfrage wurde zum Thema einer Foto-AG an einer Thüringer Schule, woher auch der jüngste Teilnehmer (Jahrgang 1995) kam. Sie hat Menschen am stillen Örtchen zum Nachdenken über die Nummerierung von Klopapierrollenhaltern bewegt, Informatikstudenten vom Schreiben ihrer Diplomarbeit abgehalten, weil sie nun zunächst ihrem Nachdenken über den gläsernen Menschen fotografisch Ausdruck geben wollten - und sie hat Fragen aufgeworfen wie diese:

 „Wo bleiben Wahrheit, Persönlichkeit und Würde, wenn alles ‚digital modifizierbar’ ist?“

(Fritz J. Schmidhäusler)

Unsere Idee, Anlass zu einer kritisch-kreativen Auseinandersetzung mit dem Motto „dank Informatik“ zu geben, hat also viele Früchte getragen. Als Wettbewerbsbeitrag waren digitale Fotografien gefordert. Sie sollten „alles zeigen“ – und dies auch für sich allein tun können. Alle Bilddateien wurden anonymisiert und mit Titel versehen an die Mitglieder der Jury weitergegeben: Die Jury musste sich mit Einzelbeiträgen, Fotosammlungen und Bilderstrecken befassen. Die Bandbreite der inhaltlichen und technischen Auslegung unserer Wettbewerbs-Ausschreibung war groß – und die Interpretation der Ergebnisse durch die Jury gewiss nicht immer leicht.  Schon die Organisatoren des Wettbewerbs gerieten bei der Sichtung und Weiterleitung der Beiträge oft ins Grübeln:

  • Erschließt sich die Aussage dieses Fotos wirklich ohne den beigefügten Kommentar?
  • Ging hier nicht eine Idee in den technischen Möglichkeiten ihrer Umsetzung unter?
  • Sehen wir wirklich ein Foto, oder beherrscht hier jemand die digitale Fotomontage so perfekt, dass wir selbst nicht mehr entscheiden können, ob wir dem Abgebildeten auf den Grund oder der visuellen Täuschung auf den Leim gehen – dank Informatik!

Die Arbeit der Jury war also gewiss nicht leicht – aber anregend. Die drei Preisträger wurden während der FIfF-Jahrestagung im Rahmen der Ausstellungseröffnung bekanntgegeben:

1. Preis: (333 Euro) (“Sinnfreie Fotografie“, Lukas Eckert. Grenzach-Wyhlen,)

2. Preis: (222 Euro) (ohne Titel, Jennifer Pahl, Pr. Oldendorf)

3. Preis: (111 Euro) („Gen-Fotografie“, Fritz J. Schmidhäusler, Mönchengladbach)

Aus allen Einsendungen hat das FIfF 20 Beiträge ausgewählt, die – inkl. der drei prämiierten Arbeiten – in der Ausstellung vom 4. bis zum 13. November 2006 am Flughafen Bremen als Foto-Prints zu sehen waren.

Für die FIfF-Kommunikation haben wir einige Beiträge herausgegriffen, um einen Eindruck von der Vielfalt der Ideen und Umsetzungen zu vermitteln. Einige sehenswerte Fotos fehlen, sie wären im Schwarz-Weiß-Druck der FIfF-Kommunikation nicht richtig zur Geltung gekommen.

Die prämiierten Beiträge sowie weitere Bilder von der Ausstellung finden sich darüber hinaus (natürlich in Farbe) auf den Webseiten des FIfF unter http://fiff.de.

Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern und danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre Beiträge und das Nachdenken über das, was die „andere“ Seite der Informatik ausmacht.

Besonderer Dank gilt der Jury für ihr Engagement und die Zeit, die sich alle Mitglieder genommen haben, um das, was mit den Fotos gezeigt werden sollte, auch zu sehen:

- Kurd Alsleben, Netzkünstler und Professor an der Hochschule für bildende Künste, Hamburg,

- Dagmar Boedicker, FIfF, technische Redakteurin, München,

- Carsten Büttemeier, FIfF, ehem. Layouter der FIfF-Kommunikation (Ort?),

- Martin Koplin, Medienkünstler und Medienwissenschaftler, Bremen,

- Liane Otholt, Künstlerin, Bremen, und

- Julia Stoll, FIfF, Docent Software Engineering, Fontys Technische Hogeschool Venlo, The Netherlands


Ob als Teilnehmer, Jury und Organisations-Team der Jahrestagung 2006 sind wir uns wohl alle einig:

„Wir haben Beeindruckendes gesehen und Bemerkenswertes gezeigt.“