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FIfF-Kommunikation 4/2021 erschienen

Künstliche Intelligenz zieht in den Krieg – ein klassisches FIfF-Thema bildet den Schwerpunkt dieser Ausgabe der FIfF-Kommunikation. Dem Heft legen wir ein gleichnamiges Dossier bei, das in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Wissenschaft und Frieden entstanden ist. Beides wurde von Hans-Jörg Kreowski und Aaron Lye konzipiert und redaktionell betreut.

Seit einigen Jahren wird ein Riesenrummel um die Künstliche Intelligenz (KI) veranstaltet. Nach bemerkenswerten Erfolgen bei Spielen wie Schach und Go sowie in der Sprach- und Bildverarbeitung hat KI nicht nur in der medialen Öffentlichkeit eine immense und anhaltende Aufmerksamkeit erregt, sondern auch Politik und Wirtschaft auf den Plan gerufen. Weltweit wird in der KI eine Schlüsseltechnologie für zukünftige Wertschöpfung gesehen. Viele Staaten haben deshalb KI-Strategien ausgearbeitet, in denen beschrieben wird, wie die Entwicklung und der Einsatz von KI-Systemen in Wirtschaft, Verwaltung, Bildung und Wissenschaft organisatorisch und finanziell gefördert werden soll. In vielen Fällen ist dabei auch thematisiert, dass KI-Systeme nur zum Wohle der Menschen genutzt und ethisch bedenkliche und risikoreiche Anwendungen ausgeschlossen werden sollen. Es fällt jedoch bei den KI-Strategien der verschiedenen Staaten auf, dass der militärische Komplex weitgehend ausgespart ist.

Tatsächlich wird KI seit langem in vielfältiger Weise auch militärisch genutzt und gilt in Rüstung und im Kriegswesen als Hauptfaktor, der militärische Überlegenheit garantieren kann. Da aber keine Seite ins Hintertreffen geraten will, bedeutet der Einsatz von KI in diesem Zusammenhang vor allem, dass mit immensen Finanz- und Personalmitteln an der Rüstungsspirale gedreht wird. Unser Schwerpunkt und das beigelegte Dossier thematisieren die militärische Nutzung der Künstlichen Intelligenz aus unterschiedlichen Perspektiven.Den Kern unserer weiteren Rubrik Forum bilden drei Beiträge. Am Anfang steht der Beitrag von Mathias Haimerl: Zum technologischen Infantilismus der Industrie und des Healthcare-Sektors. Revolutionen finden leibhaftig statt schreibt Markus Reinisch in seinem Beitrag über die Diskursräume Straße, Netz und die Protestlogik in Zeiten des Digitalen. In ihrem Beitrag Herausforderungen und Wege für eine nachhaltige Digitalisierung untersucht Nelli Leiditz deren Problemfelder und Maßnahmen. Sie sieht die Nutzer:innen in der Verantwortung, Sensibilität sowohl für nachhaltigen Umgang mit der IT als auch für Datenschutz zu entwickeln.

Das militärische Disaster in Afghanistan ist fast schon wieder vergessen, ohne dass es zu einer Lösung für die Leidtragenden gekommen wäre. Wir erinnern daran und drucken die Erklärung der Kooperation für den Frieden zur Afghanistankonferenz, die am 31. Oktober 2021 in Frankfurt am Main stattfand.

Mit großer Bestürzung haben wir vom Tod von Heidi Schelhowe erfahren, der wir mit einem Nachruf gedenken.

Im Januar 2023 wäre Joseph Weizenbaum 100 Jahre alt geworden. Seinem Andenken widmen wir auch Beiträge in der FIfF-Kommunikation. Den Anfang bildet ein Text von 1986: Ohne uns geht's nicht weiter. Darin wies er auf die Verantwortung der Informatiker:innen für Rüstung, den militärischen Einsatz der Künstlichen Intelligenz und damit für die Beendigung des Einsatzes informatischer Entwicklungen für das Töten hin. Dieser Text kann als einer der Schlüsseltexte für das FIfF gelesen werden und bildet den Auftakt für weitere Beiträge zu Leben und Werk Joseph Weizenbaums.

Bekanntlich haben wir unsere Weizenbaum-Medaille Joseph Weizenbaum gewidmet, die wir an Persönlichkeiten verleihen, die sich durch ihr Wirken in besonderer Weise um die gesellschaftspolitischen Aspekte der Informatik verdient gemacht haben. Im Rahmen unserer FIfF-Konferenz haben wir in diesem Jahr die Weizenbaum-Medaille Professorin Christiane Floyd verliehen, die Gründungsvorsitzende des FIfF war und, so Professorin Britta Schinzel, „[...] ihr Fach im Sinne einer gesellschaftlichen Verantwortung für die Informatik aufgefasst, gestaltet und gelebt [hat] – eine außergewöhnliche Persönlichkeit und ein großes Vorbild.“ In dieser und in der folgenden Ausgabe gibt es Beiträge dazu.

Wir gratulieren der Redaktion von netzpolitik.org, zum Fritz-Bauer-Preis, den ihr die Humanistische Union verleihen hat.

Diese Ausgabe enthält Beiträge zur digitalpolitischen Bilanz Angela Merkels und einem Bericht über die Whistleblowerin Frances Haugen.