FIfF Jahrestagung 1997

FIfF Jahrestagung in Paderborn

Ankündigungstext

Neben Podiumsdiskussion und Vorträgen wird es zahlreiche Workshops geben, die sich mit diesem Thema unter den verschiedensten Gesichtspunkten beschäftigen werden.

Um zu dieser Tagung zu gelangen, muß man natürlich erst einmal wissen, wie man in die schöne Stadt Paderborn gelangt. Genau hierzu dient die ausführliche und äußerst informative Anreisebeschreibung von Udo Körber.

Danach kann man sich im weiteren mit der Stadt selbst beschäftigen, denn Paderborn unterhält selbstverständlich eigene WWW-Seiten.

Sollten Sie noch nicht wissen, wie und wo Sie in Paderborn übernachten, so können Sie sich auch noch direkt den Zimmernachweis der Stadt anschauen. Für günstigere Unterkünfte gibt es dort auch Informationen zu den Jugendherbergen und Campingplätzen im Paderborner Land. Entnommen sind diese Hinweise den allgemeinen Informationen des Fremdenverkehrsvereins.

Sollten Sie weitere Fragen zu Stadt und Land haben, so zögern sie nicht, uns, die Tagungsorganisation, zu fragen.

Programm

Freitag 14.11.97:

  • bis 18.00 Uhr Ankunft und Anmeldung, Haupteingang der Uni, Warburger Straße 100

  • 18.00 Uhr Eröffnung, Hörsaal C1

  • 18.30 Uhr Podiumsdiskussion, Hörsaal C1: "Kritische ExpertInnen - Zwischen Establishment und Bedeutungslosigkeit?"

  • 20.30 Uhr Abend in der Mensula

Samstag 15.11.97:

  • 9.00 Uhr Arbeitsgruppen 1-10, Seminarräume der Gebäude D und E
  • 14.00 Uhr Arbeitsgruppen 1-10, Seminarräume der Gebäude D und E
  • 17.30 Uhr Mitgliederversammlung des FIfF, Hörsaal C1

20.00 Uhr Vortrag von Joseph Weizenbaum, Audimax

Sonntag 16.11.97:

  • 9.00 Uhr Kurze Vorstellung der Arbeitsgruppenergebnisse, Hörsaal C1
  • 10.30 Uhr Abschlußvortrag von Dr. Marie-Theres Tinnefeld, München, Hörsaal C1: "Zum Verhältnis von Information, Wissen und Datenschutz"

Workshops

Workshop Nummer 1:

Arbeit in der Informationsgesellschaft - zwischen Degradation und Emanzipation

Moderation: Bettina Törpel, Rudi Schmiede

Informatisierung und Wandel von Arbeitsteilung und gesellschaftlichen/kulturellen Strukturen.
Die gesellschaftliche Arbeit befindet sich im Umbruch: eine wachsende Anzahl von Arbeitenden verrichtet Informationsarbeit; in fast allen Bereichen verändern sich mit dem Übergang zur ?Informationsgesellschaft? die Arbeitsmittel und Arbeitsinhalte, und somit verändert sich letztlich der Charakter der Arbeit selbst. Insbesondere die gesellschaftliche Arbeitsteilung unterliegt gravierenden Veränderungen. Es besteht ein Bedarf an theoretisch fundierten Konzepten, um diesen Umbruch der Arbeit zu erfassen. In der Arbeitsgruppe wollen wir uns über Analyseansätze verständigen, mit denen sich der quantitative Umbruch von Arbeit und Gesellschaft erfassen läßt. Von zentralem Interesse ist das Verhältnis von Arbeit, Kultur und gesellschaftlichen Strukturen.

Workshop Nummer 2:

Vernetzte Computermenschen: Der Deutschen Tragödie zweiter Teil?

Moderation: Gerlinde Heinze, N.N.
Kontakt: Buchenstr. 45, 42283 Wuppertal

Der von Iwan P. Pawlow und John B. Watson gegründete Behaviourismus führt menschliches Verhalten und Lernen allein auf vorangegangene Konditionierungsprozesse zurück. Behaviouristischer Pädagogik liegt ein Menschenbild zugrunde, das Menschen als adaptionsfähige Computersysteme begreift. Die Pädagogik verdankt dieser Strömung auch positive Impulse, andererseits lassen behaviouristische Techniken sich sehr mißbrauchen: Wer Menschen ernsthaft für schlechtere Expertensysteme hält, kann leicht versucht sein, Menschen ganz wie Computer geplant zu programmieren. So entstehen Computermenschen, gute Funktionierer, die sich für nahezu jeden Zweck instrumentalisieren lassen. Treten Computermenschen in soziale Interaktion miteinander, so wirken sie wechselseitig als Multiplikatoren und programmieren sich zugleich nach einem vorgegebenen Regelwerk weiter – ganz wie vernetzte adaptionsfähige Systeme. Das kann geradewegs wieder in die Barbarei führen …
Wir InformatikerInnen verfügen über das Instrumentarium zur Analyse programmierter Abläufe. In der Arbeitsgruppe geht es um den Transfer dieses Instrumentariums auf Humanwissenschaften und um unseren Beitrag dazu, der barbarischen Produktion von Computermenschen humanistische Zielsetzungen entgegenzusetzen.

Workshop Nummer 3:

Die Explikation technologieformender Werte und Bedeutungszuschreibungen - ein Arbeitsbereich für kritische ExpertInnen?

Moderation: Heike Stach, Peter Eulenhöfer
Kontakt: IFP Sozialgeschichte der Informatik, TU Berlin, Sekr. FR 6-2, Franklinstr. 28/29, 10587 Berlin

Informationstechnologien werden nicht nur durch ökonomische und politische Interessen sowie durch Konstruktionsstile geformt. Auch kulturelle Deutungsmuster und Werte orientieren - zumeist unbewußt - in hohem Maße die Entwicklung und Nutzung von Techik. Im Interdisziplinären Forschungsprojekt ?Sozialgeschichte der Informatik? an der TU Berlin wurde an relevanten Beispielen aus der Hardware-, Software- und Disziplingeschichte der Informatik der Einfluß solcher ?Orientierungsmuster? herausgearbeitet.
In der Arbeitsgruppe soll diskutiert werden, inwieweit es sinnvoll und praktikabel ist, bereits bei der Gestaltung von Informationstechnik solche technologieformenden Werte und Bedeutungszuschreibungen zu explizieren und bewußt in den Gestaltungsprozeß einzubeziehen. Eröffnet sich dadurch ein neues Arbeitsfeld für kritische ExpertInnen?

Workshop Nummer 4:

NEW WORK: Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft

Moderation: Ditz Schroer
Dozent für Informatik, Betriebsrat Siemens Nixdorf Informationssysteme AG Otto-Hahn-Ring 6, 81730 München
Konrad Jablonski M.A.
Systemingenieur Software, Betriebsrat Siemens Nixdorf Informationssysteme AG, Heinz-Nixdorf-Ring 1, 33106 Paderborn

Glücklich, wer noch einen festen Arbeitsplatz hat! Aber auch für die „abhängig Beschäftigten“ ändert sich so manches: Wie arbeitet es sich in virtuellen Unternehmen, wie   fühlen sich die neuen Formen von Team- und Gruppenarbeit an? Berichte aus dem modernen Arbeitsalltag mit seinen   Konflikten und Freiräumen.
Struktur virtueller Unternehmen · Projektarbeit, Gruppenarbeit, Telearbeit · Skill-Datenbank · MitarbeiterInnenbewertung · Erfolgsabhängige Bezahlung · Arbeitsrechtliche Folgen · Betriebsräte als Netzräte

Workshop Nummer 5:

Informatisierung im Sozial- und Gesundheitsbereich

Moderation: Dietrich Meyer-Ebrecht
Lehrstuhl für Messtechnik, RWTH Aachen, 0241/807860
Weitere Moderatoren:
Kerstin Muenker, MA
Hinrich Jansen-Dittmer,

Infolge des erhöhten Rationalisierungsdruckes im Sozial- und Gesundheitsbereich werden in Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen verstärkt Informationstechnologien für die Kostenkontrolle und Qualitätssicherung eingesetzt. Zwar sind in diesem Zusammenhang Probleme des Datenschutzes und Angst vor dem gläsernen Patienten Themen der öffentlichen Diskussion. Jedoch findet man kaum Kritisches über den Widerspruch zwischen informationstechnischer Optimierung von Geschäftsprozessen, die eine Formalisierung und Standardisierung implizieren, und dem Anspruch auf individuelle, ganzheitliche und patientenzentrierte Behandlung und Pflege. Ökonomie und Computer als rationale Konstruktionen verdrängen (ersticken) damit die von den Helfern zu erbringende Gefühls- und Beziehungsarbeit, die die Effektivität der instrumentellen Arbeit erst möglich machen.
Diskussionsthema ist die Frage, ob sich hier neue Lösungsansätze und Methodenkonzepte für eine Technisierung finden lassen, die diesem in der Informatikwelt nur selten widersprochenen Rationalisierungstrend eine Grenze setzen. Als Lösungsalternative wird die Methode der ?Kommunikativen Systementwicklung?, die anhand von zwei exemplarischen interdisziplinären Entwicklungsprojekten vorgestellt wird, diskutiert.

Zu dieser Arbeitsgruppe gibt es eine weitere WWW-Seite

Workshop Nummer 6:

„Internet Politics“ – Zur politischen Gestaltung der Informationsgesellschaft.

Moderation: Ingo Ruhmann
c/o Büro Kiper MdB, Bundeshaus HT 404, 53113 Bonn
Ute Bernhardt
FIfF-Geschäftsstelle, Reuterstr. 44, 53113 Bonn

Solange das Internet nur ein politisch unbedeutender Tummelplatz einer technischen Subkultur war, konnte sich darin ein komplexes System der Selbstregulierung entwickeln. Der Internet-Boom machte daraus für manche ein Wunschbild für Demokratie und Kultur.
Das mit der Kommerzialisierung und Politisierung des Internets einhergehende forcierte Zusammenwachsen bisher getrennter Rechts-, Politik- und Kulturräume macht überdeutlich, wie wenig diese Räume zusammenpassen. Überall wird im Internet Gefährliches, Verbotenes und Extremes geortet. Zum Schutz bestehender Werte und Normen greifen Politiker zunehmend ins Internet ein, um ein „anständiges“ und sauberes Internet nach ihren Maßstäben zu schaffen. Der Communications Decency Act in den USA, das Informations- und Kommunikations-Dienstegesetz in der Bundesrepublik und ähnliche Vorhaben in anderen Staaten haben zum Ziel, das Internet unter Kontrolle zu bekommen.
Was ist der Hintergrund dieser Politik, was können Organisationen wie das FIfF tun, um Beschränkungen von Freiheitsrechten entgegenzuwirken? Wo hapert es in der Politik, zu kompetenten Entscheidungen über das Internet zu kommen, wo sind Ansatzpunkte politischen Handelns? Und vor allem: Was sollten die Ziele einer politischen Einflußnahme sein?

Workshop Nummer 7:

SOFTWEHRTECHNIK – Mit Sicherheit ein gutes Gefühl

Moderation und Kontakt: Peter Ansorge, Ralf E. Streibl Universität Bremen
FB 3 – Informatik, Postfach 330 440, 28334 Bremen, Tel. 0421/218-4044 o. -4922,

In der Arbeitsgruppe sollen aktuelle Probleme und Diskussionen im Themenbereich „Rüstung und Informatik“ behandelt werden, insbesondere: · aktuelle Tendenzen in der Wehrtechnik · Software-Musterung: Tauglich oder nicht? · Möglichkeiten und Risiken der Rüstungskonversion im Informatikbereich · Dual-Use · Information Warfare · Militarisierung der Informationsgesellschaft · Rüstung und Informatik: zur Rolle kritischer ExpertInnen

Workshop Nummer 8:

Kritische Informatik und (Allgemein-)Bildung

Moderation: Dieter Engbring, Rolf Oberliesen
Kontakt: Dieter Engbring, 05251/606410

Gegenwärtige gesellschaftliche Problemfelder zum Beispiel der Verteilung von Arbeit, der Lösung der Fragen von Krieg und Frieden, Globalisierung, Mediatisierung, Informationelle Selbstbestimmung sind entscheidend bestimmt durch informations- und kommunikationstechnologische Entwicklungen und Verwendungen. Kritische InformatikerInnen identifizieren diese Problemfelder als prinzipiell gestaltungsoffen.
Die Zukunft gesellschaftlicher Entwicklung wird entscheidend von der Gestaltung der Problemlösungen abhängen. Dies ist auch eine Frage von Bildung, einer „neuorientierten“ allgemeinen Bildung, verstanden als eine Bildung für alle, die auf Mitgestaltungsfähigkeit abhebt und in der jene gesellschaftlichen Problemfelder Gegenstand der Auseinandersetzung und des Kompetenzerwerbs darstellen.
Kritische InformatikerInnen müssen versuchen, sich in diese Prozesse demokratischer Verständigung selbstgestaltend einzubringen, beziehungsweise ihre Mitgestaltungsrechte hinsichtlich der zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklung einzufordern.
In der Arbeitsgruppe sollen verschiedene gesellschaftlicher Problemstellungen in Hinblick auf ihre Relevanz für eine allgemeine Bildung diskutiert werden.

Workshop Nummer 9:

Die "Informationsgesellschaft": Politisches Programm - Globalisierte Geschäftssphäre - Schön- und Schwarzfärberei

Moderation: Christel Keller
wiss. Mitarbeiterin an der Universität Tübingen, Inf.-Fak.

Die "Informationsgesellschaft" hat sich als Sammelbegriff für alles eingebürgert, was mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) in verschiedensten gesellschaftli chen Bereichen irgendwie zu tun hat. Aber wie genau? Das Schlagwort steht sowohl für positive Erwartungen wie negative Befürchtungen. Und stimmt es überhaupt, daß die IKT die Gesellschaft neu prägen?
1.These: Mit dem der Soziologie entlehnten Schlagwort von der "Informationsgesellschaft" wird eine Verwechslung von gesellschaftlichem Zweck und technischem Mittel transportiert.
2.These: In der "Informationsgesellschaft" - wie vordem in der "Industriegesellschaft" - faßt sich nicht nur ein fragwürdiger Soziologismus zusammen; daß dieser sich so erfolgreich in der Öffentlichkeit wie auch in der Informatik hält, dürfte sich seiner Verwendung durch die Politik verdanken: Mittlerweile firmieren weltweit politische Programme für Entwicklung und Anwendung innovativer IKT, staatliche Maßnahmen auf dem Gebiet des IKT-Einsatzes und Neuordnungen der Infrastruktur von Informations- und Kommunikationswesen und des Unterhaltungssektors unter den Topoi "Globale Informationsgesellschaft", EU-Programm 1994, "Fortgeschrittene Informationsgesellschaft", Japanisches Programm 1993/94, bzw. "Informationszeitalter", US-amerikanische Programme 1992/93. Diese Programme und ihre aktuellen Fortschreibungen sollen in der AG behandelt werden, denn sie geben Auskunft über die staatlichen Ziele, die unter dem Schlagwort "Informationsgesellschaft" verfolgt werden und die tatsächlich so einiges in der Gesellschaft verändern. Zentrales Thema hierbei ist das politische Motiv, der privatwirtschaftlichen Nutzung von IKT absolute Priorität einzuräumen.
3.These: Die "unausweichliche Entwicklung" wird einerseits geprägt durch die Konkurrenz zwischen den USA, Europa und Japan darum, welche Nation von der wirtschaftlichen Nutzung der IKT profitiert. Die Ziele sind zwar in allen Nationen gleichlautend; doch das steht nicht für eine arbeitsteilige, internationale IKT-Politik, sondern für einander ausschließende Nutzungsinteressen. Darüber dürfte sich auch erklären, wieso ganze Teile des Globus im weltumspannend en Netz gar nicht drin sind. Zweitens scheinen die großen Konkurrenten aber voneinander abhängig zu sein, so daß sie ihre Maßnahmen wechselseitig als Sachzwang empfinden, dem sie ausgesetzt sind.
(Die AG knüpft an den Abschlußvortrag von Hans-Jörg Kreowski auf der letztjährigen Jahrestagung an. Die Dokumente hängen alle im WWW, die URLs werden bei Bedarf rechtzeitig vorher mitgeteilt.)

Workshop Nummer 10:

Electronic Data System (EDS) – der größte Geheimdienst der Welt?

Moderation: padeluun
Kontakt über FoeBuD Bielefeld, http://www.foebud.org

Denn sie wissen, was wir tun.
„Datenschutz: Eine Handvoll Firmen verwalten die wichtigsten Informationen der Welt. Fast niemand kennt sie, aber sie kennt Millionen. Sie hat mehr sensible Daten über viele Bürger als das Finanzamt. Sie ist im Bilde über deren Lebensstil, über ihre Lieblingsfarbe und manchmal auch über die Vorlieben beim Sex. Sie weiss, wohin sie jedes Jahr in den Urlaub fliegen, welches Auto sie fahren und wie hoch ihr Dispo ist bei der Bank um die Ecke. Die Firma Electronic Data Systems Corporation (EDS) aus Plano, Texas, ist besser informiert als jede andere private Institution auf diesem Planeten. Kein Staat der Welt hat so viele Informationen über seine Bürger gespeichert. Und keine Rasterfahndung wäre in der Lage, ein derart genaues Persönlichkeitsprofil zu erstellen.(…)“
padeluun/Frank Rieger
Auszug aus: SPIEGEL special 3/96
Diese Arbeitsgruppe wird sich mit dem Thema EDS befassen.