Komplexität informationstechnischer Systeme

Bild von Pete Linforth auf Pixabay
Komplexe informationstechnische Systeme, die mit vielen Beteiligten entwickelt werden, sind fehleranfällig, oft undurchschaubar und teils nicht mehr zu beherrschen. Diese Problematik der Softwaretechnik ist seit seiner Gründung auch für das FIfF ein Grund zur Sorge und Kritik. So zeichnete das FIfF 2001 David L. Parnas mit dem unregelmäßig vergebenen Preis des FIfF – der heutigen Weizenbaum-Medaille – aus, nachdem er seine Mitarbeit am Strategic-Defense-Initiative-Programm der US-amerikanischen Regierung eingestellt hatte. Er argumentierte, dass ein System der umfassenden Militarisierung des Weltraums von seiner Komplexität her nicht testbar, nicht beherrschbar und damit nicht verantwortbar sei.
Trotz deutlich verbesserter Entwicklungsmethodik hat das Problem der mangelnden Beherrschbarkeit heute eher noch zugenommen. Viele informationstechnische Systeme sind extrem ambitioniert, insbesondere ihre Vernetzung potenziert die Problematik, wobei die Vielzahl der Schnittstellen die Systeme von außen angreifbar macht. Je weniger Benutzer eines IT-Systems abschätzen können, welche Effekte ihre Eingaben erzeugen (und sie dafür keine Verantwortung übernehmen können), desto stärker muss - abhängig von den möglichen negativen Auswirkungen - die Korrektheit des Systemverhaltens nachgewiesen werden. Konsistente Anforderungen zu erstellen und die Software vollständig zu testen, ist bei komplexen und vernetzten System häufig aber nicht mehr leistbar.
„Wo sind die Grenzen des verantwortbaren Computereinsatzes?“, fragte die FIfF-Gründungsvorsitzende Christiane Floyd 1984 in einem programmatischen Artikel. Ziel des FIfF ist bis heute, dass diese Grenzen immer wieder überprüft und niemals überschritten werden.
Eine neue Komplexitätsstufe wird bei der Anwendung Künstlicher Intelligenz und insbesondere sogenannter lernender Systeme erreicht. Sie basieren auf Algorithmen, die anhand von Trainings- und Testdaten Zusammenhänge erkennen „lernen“. Siehe hierzu unser Themenfeld Künstliche Intelligenz.
Ansprechperson zum Thema
Verwandte Themen

Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer größere Rolle in allen gesellschaftlichen Bereichen. Damit sind viele Chancen verbunden, aber auch große Risiken. Das FIfF setzt sich kritisch mit den Entwicklungen im KI-Bereich auseinander. Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer größere Rolle in allen gesellschaftlichen Bereichen. Damit sind viele Chancen verbunden, aber auch große Risiken. Das FIfF setzt sich kritisch mit den Entwicklungen im KI-Bereich auseinander.