Christiane Floyd

Christiane Floyd


Das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) verleiht im Rahmen der FIfF-Konferenz am 13. November 2021 in München den Weizenbaum-Ehrenpreis 2021 in Form der Weizenbaum-Medaille an Prof.in Dr.in Christiane Floyd für ihre außerordentlichen Verdienste um die Informatik im gesellschaftlichen Kontext.

Das FIfF verleiht die Weizenbaum-Medaille an Prof.in Dr.in Dr.in h.c. Christiane Floyd

2021

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Christiane Floyd wurde 1943 in Wien geboren. Sie studierte dort Mathematik und promovierte 1966 mit einem Thema aus der Algebra.   Danach ging sie nach München, um bei Siemens an der Entwicklung eines ALGOL-Compilers mitzuarbeiten. Von 1968 bis 1973 arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Stanford im KI-Projekt DENDRAL von Edward Feigenbaum. Danach ging sie als Leiterin des Bereichs Methodenentwicklung der Firma Softlab nach München zurück. Sie hat dort maßgeblich die weltweit erste Programmentwicklungsumgebung „Maestro“ mitentwickelt.

Spätestens da fiel ihr auf, dass die Arbeit der Entwicklerinnen und Entwickler durch die Zentrierung auf Formales und Technik entfremdet war und plädierte, dass Informatik keine reine Technikwissenschaft sein dürfe, dass Grundlagen aus den Sozial- und Geisteswissenschaften integriert werden und dass Entwickelnde und Anwendende in Dialog treten müssten. Auf ihrer Professur für Softwaretechnik an der Technischen Universität Berlin entwickelte sie zusammen mit ihrer Arbeitsgruppe seit 1978 dazu mit STEPS (Softwaretechnik für evolutionäre und partizipative Systemgestaltung) die wissenschaftlichen Grundlagen. Diese Pionierleistung partizipativer Softwareentwicklung war anfangs sehr umstritten, ist inzwischen aber weitgehend akzeptiert. Für ihre weitergehende Forderung nach einer kontinuierlichen Einbeziehung ethischer Fragestellungen in Wissenschaft und Praxis der Informatik gilt das noch nicht.1991 nahm sie einen Ruf auf eine Professur für Softwaretechnik an der Universität Hamburg an, wo sie ihre bahnbrechenden Arbeiten bis zu ihrer Pensionierung 2008 fortsetzte.

Mit ihrer Berufung 1978 an die Technische Universität Berlin war sie die erste Informatik-Professorin im deutschen Sprachraum. 2012 wurde sie zur Honorarprofessorin der Technischen Universität Wien bestellt, 2017 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik der Universität Paderborn, und 2020 erhielt sie von der Klaus-Tschira-Stiftung und der Gesellschaft für Informatik den Klaus-Tschira-Preis. Seit über 20 Jahren engagiert sich Christiane Floyd in Äthiopien, wo sie einen Promotionslehrgang in Informatik mitaufgebaut hat und in einem Projekt tätig ist, in dem sie mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Landes IT-Systeme für das Gesundheitswesen entwickelt. Sie hat sich an der Internationalen Frauenuniversität „Technik und Kultur“ (ifu) beteiligt – einem Hochschulreformexperiment anlässlich der Weltausstellung 2000 in Hannover. Sie hat auch mehrfach die jährlich stattfindende Informatica Feminale in Bremen als Dozentin unterstützt. Außerdem ist sie Gründungsmitglied und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Forums InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) und war von 1984 bis 1987 dessen erste Vorsitzende.